Das Dschungelbuch Das zweite Dschungelbuch by Rudyard Kipling

Das Dschungelbuch  Das zweite Dschungelbuch by Rudyard Kipling

Autor:Rudyard Kipling
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: ELV
veröffentlicht: 2017-11-15T00:00:00+00:00


'Und die Männer und Frauen würden auch hinter uns her sein und uns hierher zurückschleppen', sagte der Mann. >

'Hm', meinte Mowgli und kitzelte seine Handfläche mit der Spitze des Jagdmessers. 'Ich wünsche nicht, irgendwem im Dorf ein Leid zu tun – dennoch –, aber ich glaube nicht, dass sie euch zurückhalten werden. Binnen Kurzem werden sie an ganz anderes zu denken haben. Aha!' Er hob den Kopf und lauschte auf das Schreien und Trampeln draußen. 'So haben sie Buldeo nun heimkehren lassen.'

'Diesen Morgen wurde er ausgeschickt, dich zu töten', rief Messua. 'Bist du ihm begegnet?'

'Ja – wir – ich begegnete ihm. Er hat eine Geschichte zu erzählen, und während er redet, bleibt Zeit, vieles zu tun.

Aber ich muss erst wissen, was sie Vorhaben. Überlegt, wohin ihr euch wenden könnt, und sagt es mir, wenn ich zurückkomme.'

Er schwang sich aus dem Fenster und lief wieder außen an der Mauer entlang, bis er in Hörweite der Menge gelangte, die um den wilden Feigenbaum versammelt war. Buldeo lag auf der Erde, krächzte und stöhnte, und alle bestürmten ihn mit Fragen. Das Haar hing ihm wirr um den Kopf, Arme und Beine waren zerschunden vom Klettern auf die Bäume; kaum vermochte er zu sprechen, aber war sich doch der Bedeutung seiner Person sehr bewusst. Ab und zu murmelte er etwas von Teufeln, singenden Teufeln und magischen Verzauberungen, um der Menge einen Vorgeschmack zu geben von dem, was folgen würde. Dann rief er nach Wasser.

Bah, dachte Mowgli, immer nur Geschwätz und Geschnatter. Blutsbrüder des Affenvolkes sind die Menschen. Jetzt muss er erst seinen Mund mit Wasser waschen, dann Rauch blasen; und wenn das alles getan ist, so hat er noch seine Geschichte zu erzählen. Wahrlich, ein weises Volk, diese Menschen! Niemanden werden sie zurücklassen, um Messua zu bewachen, bis ihre Ohren vollgestopft sind mit Buldeos Geschichten, und – ich werde auch so träge wie sie!

Er schüttelte sich und schlich nach der Hütte zurück. Gerade, als er unter dem Fenster war, fühlte er eine Berührung am Fuß.

'Mutter', sagte er, denn er kannte diese Zunge gut, 'was hast du hier zu schaffen?'

'Meine Kinder hörte ich durch den Wald singen; und ich folgte ihm, den ich am meisten liebe. Kleiner Frosch, ich habe das Verlangen, die Frau zu sehen, die dir Milch gab', sagte Mutter Wolf, die ganz durchnässt war vom Tau.

'Man hat sie gefesselt und wollte sie töten. Die Stricke habe ich durchschnitten, und jetzt wird sie mit ihrem Mann durch den Dschungel gehen.'

'Auch ich werde folgen. Alt bin ich, aber noch nicht zahnlos.' Mutter Wolf stellte sich auf die Hinterläufe und äugte durch das Fenster in die dunkle Hütte.

Kurz darauf ließ sie sich wieder geräuschlos nieder und sagte nur: 'Die erste Milch gab ich dir; aber Baghira spricht die Wahrheit: Mensch geht zuletzt immer zu Menschen.'

'Mag sein', sagte Mowgli mit düsterem Gesicht, 'aber heute Nacht bin ich dieser Fährte noch sehr fern. Warte hier, aber lass dich nicht sehen.'

'Angst hattest du niemals vor mir, kleiner Frosch', sagte Mutter Wolf und verschwand rückwärts im hohen Grase.

Mowgli schwang sich wieder durchs Fenster in die Hütte.



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